Frigga Asraaf 2018
Die Geschichte der Flamme des Friedens begann vor ungefähr einem Jahr als heidnische Friedensinitiative. Es war von Anfang an eine Einladung an Heiden und Pagane, Hand in Hand für Frieden, Sicherheit, Solidarität und Nachhaltigkeit zu arbeiten, und heißt Menschen aus vielen anderen Religionen, Traditionen und Weltanschauungen auf dieser schönen Erde willkommen. Eines der Ziele ist es, Menschen harmonisch zusammenzubringen, auch wenn es sich um einen kurzen Moment eines Rituals handelt. Ein wichtiges Symbol dieser Initiative ist eine Friedensschnur. Oft erzählen Menschen, die ihr eigenes Stück der Schnur erhalten haben, dass es ihnen ein dauerhaftes Gefühl der Verbindung gibt.
Frith ist ein Wort, das heute bei vielen (germanischen) Heiden Anklang findet. Ich denke, es wird zu einem heidnischen Konzept, das germanische Heidentum als friedliche Religion auszudrücken. Für diejenigen, die mit dem Wort nicht vertraut sind: Das englische Wort „frith“ leitet sich vom alten englischen friðu, friþ ab. Verwandte Wörter in den alten germanischen Sprachen bedeuten soviel wie “sicheres Verhalten”, “gutes Verständnis”, “Frieden (Ruhe)”, “Freude” und “Wohlbefinden”. Wörter, die sich alle vom protogermanischen Wort *friþu – “Ruhe”, “Schutz” ableiten und noch weiter rückwärts vom protogermanischen Wort *priyas, “spezifisch für” (“spezifisch für den Clan” oder “spezifisch für die Gemeinschaft”). In unseren heutigen germanischen Sprachen sind verwandte Wörter für Frieden vrede (Niederländisch), frede (Westfriesisch), fred (Dänisch, Norwegisch, Schwedisch) und friður (Isländisch). „Frith“ ist auch mit dem Wort „frei“ verwandt. All dies bringt mich zu dem Schluss, dass „frith“ bedeutet, wie ich mir ein sicheres und freies Leben wünsche: In einem guten Verständnis mit meinen Mitmenschen.
Es macht mich traurig, dass sich die Gründe für die „Flamme von Frith“ seit 2014 nicht geändert haben. Im Gegenteil, es ist noch notwendiger. Es machte und macht mich traurig und krank zu sehen, was wir der Erde antun, und ich frage mich immer noch, ob alle schädlichen Auswirkungen gestoppt werden können. Immer noch sehe ich mit Bestürzung, wie wir in einen Abgrund gezogen werden. Stimmen der Veränderungen werden von der vorherrschenden politischen Geschichte von Geld, Gier und Gleichgültigkeit gegenüber unserem Planeten und untereinander niedergeschrien. Schlecht informiertes Mitläufertum ist weit verbreitet, und die Politik versucht, uns vor allen möglichen Ablenkungen in Schrecken zu versetzen, da Angst viele Menschen auf der ganzen Welt lähmt.
Stark fühlte und fühle ich das Bedürfnis, etwas zu tun. Ich habe überlegt, in die Politik zu gehen, aber fast nach dem ersten Gedanken wurde mir klar, dass das nicht mein Ding ist. Es dauerte eine Weile, bis das Offensichtliche in den Sinn kam: Magie funktioniert. Als mir dies klar wurde, wurde mein Weg offensichtlich. Seitdem wächst die heidnische Initiative der „Flame of Frith“ in vielerlei Hinsicht.
Vom ersten Ritual an fühlten sich die Menschen an der Flamme des Friedens beteiligt. Die Friedensschnur ist ein wesentlicher Bestandteil und steht für dieses Friedensfeuer. Ich habe den Überblick verloren, wie viele Meter ich mit meiner Strickgabel in den letzten vier Jahren bereits gemacht habe, aber es ist viel und viel mehr wird nicht nur von mir sondern auch von anderen gemacht werden. Die Farben der Schnur sind die Farben des Feuers: Rot, Orange und Gelb. Es ist immer wieder etwas Besonderes, mit Menschen in einem Kreis zu stehen, die durch unsere Friedensschnur verbunden sind, und den Geist der Gemeinschaft, der Zusammenarbeit und des Miteinanders zu spüren.
Um in Kontakt zu bleiben, wurde eine FB-Gruppe gegründet, und die Leute begannen, auf verschiedene Weise zur Flamme des Friedens beizutragen. Die niederländische Künstlerin Barbara Anthonissen entwarf ein Logo: zwei Flammen, die durch die Wunjo-Rune verbunden sind. Eine Rune, die Freude bedeutet und für mich auch ein Symbol für Zusammengehörigkeit und Familie ist, und ein Gefühl der Gemeinschaft darstellt.
Über die Jahre haben mir Leute aus dem In- und Ausland Pakete mit Garn für Friedensschnüre geschickt. Einmal erhielt ich eine Schachtel Garn als Gegenleistung für eine 24-Meter-Schnur, die ich den Leuten für ihr Friedensritual schickte. Ein aus den USA stammender Heide hat speziell für das Ritual, das wir im Rahmen des Internationalen Asatru-Sommercamps 2018 in Deutschland durchgeführt haben, Garn gefärbt.
Der Altar der Friedensflamme in meinem Wohnzimmer ist voll geworden. Ich habe zwei Holzstatuen von Ahnengeistern gemacht, die sie im Auge behalten. Auf dem Altar steht ein Topf mit Asche von Ritualen, eine Kerze mit dem Friedensflammen-Logo und der Platz, an dem die fertigen Schnüre aufbewahrt werden. Geschenke fanden ihren Weg zum Altar, wie die geschmiedeten Speere von Volker Gray, einem deutschen Schmied, und eine Triskele von Phil Rayner, einem Schmied aus Großbritannien. Die deutsche Schnitzerin Conny Müller stellte Peitschenspulen her. Die Niederländerin Nancy Tinkhof hat eine gefilzte Göttin geschaffen, die zusammen mit dem Originalgemälde des Logos und meiner Friedenstrommel die Wand hinter dem Altar schmückt.
All diese und andere Beiträge zur Friedensflamme sind herzerwärmend!
Als Heiden lieben wir Geschichten und sind uns ihrer Kräfte und der Wirkung bewusst, die sie haben könnten. Eine Bemerkung über die Geschichten des englischen Schriftstellers George Monbiot, der für sein umweltpolitisches und politisches Engagement bekannt ist, in seinem Buch „Out of the Wreckage“ (Aus dem Trümmerhaufen) hat mich überrascht: „Wenn wir die richtige Geschichte entwickeln und lernen, sie zu erzählen, infiziert sie die Köpfe von Menschen aus dem gesamten politischen Spektrum. Diejenigen, die die Geschichten erzählen, bestimmen die Welt.”
Für mich ist die Flamme des Friedens eine solche Geschichte. Eine Erzählung, wie wir als Heiden und Pagane uns gemeinsam mit Menschen anderer Religionen oder Weltanschauungen zum Frieden bekennen. Ich glaube an die Kraft der Wiederholung, und dies gilt sicherlich für Erzählungen. Ich habe die verschiedenen Texte der Friedensflamme-Rituale bereits mehrfach gehört. Die meisten davon sind Gedichte und Gebete, die ich selbst geschrieben habe und die ich genau kenne. In jedem Ritual klingen sie jedoch anders. Die Leute rezitieren sie auf ihre eigene Art und Weise, so dass selbst ich mit denselben Worten neue Dinge höre. Je öfter wir uns also mitteilen, in welcher Welt wir leben wollen, von Freiheit, Freude, Güte, Vertrauen und Wohlergehen erzählen, desto mehr speisen wir Friedenskräfte für die Erde selbst und für alle Lebewesen.
Um es kurz zu machen: Alle Menschen, die sich mit der Flamme des Friedens verbunden fühlen, sind die Geschichtenerzähler dieser Friedenserzählung! Zusammen!
Verbunden durch unser eigenes Stück Friedensschnur können wir alle die Flamme des Friedens auf unsere eigene Art und Weise und wo immer wir uns befinden, in einem Moment, der zu uns passt, vereint in Frieden nähren. Du musst dein Haus nicht verlassen, um an jedem ersten Montag des Monats um 20.00 Uhr an unserem monatlichen Friedensflamme-Treffen teilzunehmen. Manche zünden eine Kerze an, manche meditieren und andere machen eine Trance-Reise. Eine Trance-Reise zum Friedensgarten zwischen den Welten, um Mitbewahrer des Friedens aus Midgard und den anderen Welten, wie Ahnengeister und Götter, zu treffen und für den Frieden zu singen und zu tanzen. Es ist ein wunderbarer Gedanke, dass jeden Monat in verschiedenen Zeitzonen Menschen den Frieden auf diese Weise stärken.
Für diejenigen, die auf facebook sind: Bitte schließt euch unserer Gruppe Flame of Frith / Vlam voor Vrede an.
Bibliographie
Monbiot, George – “Aus dem Trümmerhaufen, Eine neue Politik für eine Zeit der Krise” – Verso Books, London, UK 2017